Wie vielfältig ist Gott? – Ganzheitliche Erkundungen zu biblischen Gottesbildern anhand eines Symbolkoffers (im UG der Pauluskirche)

Der Gotteskoffer wurde konzipiert als ein symboldidaktisches Instrumentarium, der für das Theologisieren mit Kindern über ihre Gotteskonzeptionen Impulse liefern möchte und ganzheitlich-begreifbare Materialien zu Gottesbildern aus der biblischen Überlieferung  enthält. Die Konzeption des Gotteskoffers ist darauf ausgerichtet, durch die enthaltenen Materialien neue Impulse und Anregungen für die eigenen Gotteskonzeptionen zu geben und gehört in diesem Sinne in die Kategorie „Theologie für Kinder“. Aber die Arbeit mit dem Gotteskoffer beinhaltet auch immer das Reflektieren über Gotteskonzeptionen, welches im Elementarbereich über ein rein kognitives Reflektierens hinaus geht und auch nonverbale Ausdruckformen einschließt.

Mit den lebensnahen und zum Spiel einladenden Symbolen ist der Gotteskoffer daher auch ein Medium, welches das Theologisieren mit den Kindergartenkindern (und mit den Erzieher/innen und Eltern) anregen soll. Zudem gibt die Konzeption für die Arbeit mit dem Gotteskoffer Raum für eigene Ausdrucksformen von Gottesvorstellungen und Gotteserfahrungen eines jeden Kindes (dies gilt auch für die Erwachsenen, s.u.). Kinder werden angeregt, sich ihren ganz eigenen Gotteskoffer zu packen – in diesem Sinne ist ein Gotteskoffer auch Ausdruck einer Theologie von Kindern.

Die Symbole im Gotteskoffer sind beschränkt auf biblische Gottesmetaphern, vorwiegend aus dem ersten Testament, da es explizit nur um Gott geht – ohne christologische oder trinitarische  Dimensionen. Enthalten sind ganz bewusst auch sich anscheinend widersprechende Symbole, oder Symbole, die nicht eindeutig zuzuordnen sind. Der Gotteskoffer enthält auch mindestens ein Symbol für den Zweifel oder die Ablehnung der Existenz Gottes (z.B. das Fragezeichen). Zudem enthält der Gotteskoffer im Sinne einer geschlechterreflektierten Pädagogik bewusst auch Symbole, die besonders Jungen ansprechen.[1]

Im Gespräch über die Symbole wird das Verständnis für die (biblische) Symbolsprache geschult und erprobt. Daher können durchaus auch neue, fremde Begriffe eingeführt werden – allerdings immer nur in kleinen Größenordnungen und es muss dann Zeit geben, diese zu vertiefen (s.u. zu Ruach).

Die Symbole geben Anregungen für die Reflektion der eigenen Gotteskonzeptionen und ermöglichen die wertfreie Auseinandersetzung mit fremden Gottesbildern und Konzeptionen. Der Gotteskoffer ist grundsätzlich unvollendet – immer wieder können Symbole hinzukommen oder auch aussortiert werden. Damit ist er ein Paradigma für unser eigenes bruchstückhaftes Erkennen – und ermöglicht dennoch ein Gespräch über Gott, ohne nur in der Negation zu bleiben[2].

https://material.rpi-virtuell.de/material/der-gotteskoffer/

Pfarrerin. Dr. Angela Kunze-Beiküfner, Halberstadt

[1] Eine geschlechterreflektierte Auswahl an biblischen Zitaten könnte durchaus auch noch betonter erfolgen, indem z.B. die Bibel in gerechter Sprache zitiert wird. Da es sich bei meiner Tätigkeit oft um eine Erstbegegnung mit biblischen Texten handelt, habe ich aber darauf verzichtet.

[2] Familienähnlichkeiten gibt es zu religionspädagogischen Freiarbeitsmaterial und zu der Symbolkartei von Rainer Oberthür (München 2012), allerdings enthält der Gotteskoffer ganz bewusst Gegenstände und nicht nur Bilder. In der erweiterten Fassung für Erwachsene ist dann aber auch viel didaktisches Material, weiterführende Bilderbücher (siehe Literaturliste am Ende) die biblischen Quellen (laminiert, für jeden Gegenstand extra) enthalten.

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